Israel

In Israel liegen die Wurzeln der Wüstenwanderer - für mich biographisch und für unsere Reiseform ebenfalls. Zweimal haben die Wüstenwanderer diese spannende Land erwandert, hier die Berichte von 1997 und 2006 .


Israel und Sinai 2006

Ich werde manchmal gefragt: „Was, schon wieder Sinai? Ist das nicht langsam langweilig?“ Nein, das ist es natürlich nicht, denn es ist jedes Mal eine neue, bereichernde Erfahrung voller Leben – intensiv und unvergesslich.

Unsere Reise 2006, die an zentrale Stätten der drei großen monotheistischen Religionen führte, verband dies mit dem Erlebnis der Wüste, das so besonders ist wie die Menschen, die sich darauf einlassen.

Die beiden Wochen hatten zwei Schwerpunkte: vier Tage in Jerusalem, auf der Fahrt in den Süden die Begegnung mit der Wüste Juda und dem Toten Meer, und dann - eingerahmt von zwei ruhigen Tagen am Roten Meer - sieben Tage Hike im Zentralmassiv des südlichen Sinai.

In den ersten Tagen in Jerusalem wurden wir mit der ganzen Wucht der jahrtausendealten Geschichte dieser Stadt konfrontiert - für diejenigen von uns, die zum ersten Mal hier waren, war das schon eine echte Zumutung. Wir mussten natürlich eine Auswahl treffen, denn auch wenn man wie ich fast ein Jahr in Jerusalem gelebt hat, kennt man die Stadt noch nicht - wie dann nach vier Tagen? Dennoch, Wesentliches haben wir gesehen, und wer sagt, dass man nicht wiederkommen kann? In dieser kurzen Zeit hatten wir auch Gelegenheit zu einer ersten Begegnung mit der Wüste, die hier so ganz anders ist als im Sinai. Und wir waren in Betlehem, der Stadt hinter der Mauer. Hier erlebten wir in aller Schärfe die politische Situation mit ihren unmöglichen Zuständen, die nicht zuletzt zugespitzt deutlich wurden bei unserem Besuch im Caritas Baby Hospital, dem einzigen Kinderkrankenhaus in der Westbank. Einen fröhlichen Schlusspunkt dieser Tage setzte dann die Einladung bei meinen alten Freunden Zina und Menachem Regev, die die gesamte Gruppe mit knapp 20 Personen in ihr Wohnzimmer - geschätzte 20 m² - einluden und uns erleben ließen, was israelische Gastfreundschaft sein kann.

Der Weg in den Sinai führte uns am Toten Meer vorbei, wo es galt, ein bisschen im Naturreservat Ein Gedi zu wandern, dort eine Dusche unterm Wasserfall zu nehmen und auch das Bad im Toten Meer nicht zu versäumen. Nach einer langen Fahrt landeten wir im Hotel am Roten Meer, wo uns ein ruhiger Tag das Umschalten auf den zweiten Teil der Reise erleichterte: Schnorcheln, Tee trinken, lernen, wie man eine Kefiya wickelt, Eindrücke sortieren - Kräfte sammeln!

Und dann ging es los in die hohen Berge des südlichen Zentralmassivs. Wir starteten am berühmten Mosesberg mit einem Blick auf das Katharinenkloster, um uns dann aber möglichst schnell den Touristenströmen zu entziehen in die Stille und Ursprünglichkeit der Wüste. Wir packten unseren Kram auf Lastkamele und wanderten in den Granitmassiven des Südsinai, einer Hochgebirgslandschaft von ganz eigenem Zauber: mit wilden Canyons zum Staunen und auch Klettern, natürlichen Pools zum Abkühlen und Beduinengärten zum Ausruhen.

Sieben Tage lang lebten wir mit dem Rhythmus des Lichts, durch nichts getrennt von der Natur, dem Staub, der Hitze - unglaublich gut versorgt von unserer Beduinencrew und zuverlässig geführt von Theo, der nicht nur für eine Unmenge an Informationen über die Wüste und die Landschaft, in der wir uns bewegten, gut war, sondern auch für manchen Spaß, manche Nachdenklichkeit und manche Ermutigung. Wir kletterten auf Gipfel, durchwanderten Wadis, krabbelten über Felsbrocken, schwammen in Pools, nutzten den kleinsten Schattenplatz zu einer kurzen Pause. Wir kämpften mitunter mit unserem Körper - mit Erschöpfung und wehen Füßen, aber auch mit Mückenstichen und dem Verdauungstrakt. All das klingt nach einer Tortur - das war es zwischendurch auch mal - und dennoch: es war eine wunderbare Erfahrung. Hier hat ein Text von Khalil Gibran seinen Platz, den uns Theo auf die Frage nach der spirituellen Dimension der Wüste zitiert hat:

"Nur wenn ihr vom Fluss der Stille trinkt,
werdet ihr wirklich singen.
Nur wenn ihr den Gipfel des Berges erreicht habt,
dann werdet ihr anfangen zu steigen.
Und wenn die Erde eure Glieder fordert,
dann werdet ihr wahrhaft tanzen."

Der beglückende Abschluss des Hike war eine Nacht auf dem Gipfel des Jebel Abbas Basha - in Sichtweite des Mosesbergs, aber ganz allein für uns. Kamel Nach dem Abendessen der Aufstieg im Mondlicht, das die Hilfe von Taschenlampen überflüssig machte - oben angekommen pfiff uns der Wind ganz ordentlich um die Ohren, und meine Wollmütze, lange nur Gegenstand des Spotts gewesen, kam doch noch zum Einsatz. Am letzten Wüstenmorgen dann der Sonnenaufgang auf dem Berg, still, mit viel Zeit zum Nach-Denken und Spüren - welch ein Geschenk. Und dann hieß es Abschied nehmen, was nicht leicht fiel, auch wenn die Dusche im Hotel eine verlockende Aussicht war. Eine Woche in der Wüste, unvergesslich.


Israel im Sommer 1997

Dies war die erste Reise nach einer längeren Pause, die durch die Geburt unserer drei Kinder notwendig geworden war - eine Reise noch so ziemlich im üblichen Stil. Schon damals haben wir uns genau überlegt, wohin wir in der zur Verfügung stehenden Zeit gehen wollen, was sich lohnt, und was zugunsten wenigstens punktueller Naturerlebnisse auch wegfallen kann. Dieser Zugang war für mich aufgrund der eigenen Erfahrungen im Land während des Studiums 1980/81 klar: das, was mich am meisten beeindruckt und verändert hat, das war die Natur, vor allem die Wüste, und die Erfahrungen dort. Und dies wollte ich weitergeben.

Meine Zielgruppe für diese erste Reise waren Studierende, Lehrende und MitarbeiterInnen zunächst der Reutlinger Hochschulen, an denen ich zu dieser Zeit Hochschulseelsorgerin war. Schon bald klinkten sich die Kollegen aus Heilbronn und Ludwigsburg ein, so dass wir eine recht ansehnliche Gruppe zusammen bekamen.

Wir besuchten die wesentlichen Orte, die man besuchen sollte, wenn man nach Israel reist: Galiläa mit dem See Genesaret, den Golan, Bet Shean und Jerusalem, das Tote Meer und den Negev. Und zwischendrin gab es immer wieder Halbtages- oder Tageswanderungen - im Wadi Zawitan auf dem Golan mit seinem Oleanderdickicht, einigen Wildschweinen und zwei natürlichen Pools, in denen natürlich zu baden war, bei Ein Gedi am Toten Meer und schließlich im Negev, wo uns noch einmal völlig überraschend ein natürlicher Pool samt 6 m hoher Absprungstelle erwartete. Insgesamt eine gelungene Komposition, fanden wir.

Das Programm musste vor Ort überraschend umgestellt werden, weil mittendrin – zum Glück noch bevor wir in Jerusalem eintrafen – eine Bombe in Mahane Jehuda explodierte. Damit war die Wanderung im Wadi Qelt ebenso wenig möglich wie der Besuch in Jericho und Betlehem. Dafür gab es dann einen Ausflug ans wunderbar blaue Mittelmeer und in die Schefela mit Besuch von Tel Maresha sowie einen unvergesslichen Abend bei Zina und Menachem Regev: 30 Personen zu Gast in ihrem Wohnzimmer, auf geschätzt 20 m²!

Diese Reise bildete auch den Auftakt meiner Zusammenarbeit mit Theo Peeters, der uns hier - mag man es Zufall nennen oder nicht - von der Reiseagentur als Guide zugewiesen worden war. Das stellte sich als Glücksfall der besonderen Art heraus, und im Lauf der Jahre sind wir ein richtig gutes Team geworden.

Im Rückblick auf diese Reise wurde deutlich: was die TeilnehmerInnen als besonders und nachhaltig beeindruckend benennen, das sind nicht heilige Stätten oder historische Zeugnisse (und davon gibt es in Israel wahrlich tolle Exemplare!). Was sie als DIE ganz besondere Seite dieser Reise erwähnen, das sind die Erlebnisse in der Natur, das Wandern, die Wüste vor allem. Daraus konnte ich eigentlich nur einen Schluss ziehen: beim nächsten Mal geht es zuerst und vor allem in die Wüste! Und so sollte es kommen.

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